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Delegierte des ZVA tagten in Köln
Die Delegierten des Zentralverbandes der Augenoptiker und Optometristen (ZVA) trafen sich am 9./10. März in Köln zur jährlichen Mitgliederversammlung. Diesmal standen vor allem die Weiterentwicklung der Berufsbildung und die Mitarbeitergewinnung im Fokus der Vorträge.
ZVA-Präsident Christian Müller stellte in seinem eröffnenden Bericht zur aktuellen Situation den kürzlich veröffentlichten ZVA-Geschäftsbericht 2023 vor. Die Verbandsaktivitäten und berufspolitischen Themen des vergangenen Jahres setzen sich auch 2024 fort, wie die Tagesordnung des Wochenendes zeigte.
Vor allem im Bereich Berufsbildung hat der ZVA Neuerungen angestoßen – darunter die Novellierung der Meisterprüfungsverordnung, die Einführung des digitalen Berichtshefts, Ergänzungen zu den Arbeits- und Qualitätsrichtlinien für Augenoptik und Optometrie (AQRL), Neuregelungen zur Prüfung Optometrist (HWK/ZVA) und die Einführung der digitalen Gesellenprüfung. Christian Müller stellte heraus, dass der Verband vor allem bei den Bildungsthemen Vorreiter sei und oftmals Projekte initiiere, die für andere Berufsverbände Vorbildcharakter hätten: „Unser Vorteil liegt auch in der überschaubaren Größe und der Struktur des ZVA. Berufsverbände gelten ja oft als schwerfällige Tanker in Bezug auf Entscheidungen und deren Umsetzung, aber im Vergleich sind wir doch ziemlich wendig“.
Dauerthema Krankenkassen
Hatte ZVA-Präsident Christian Müller zu Beginn noch versprochen, dass bei der diesjährigen Mitgliederversammlung auch Nicht-Krankenkassen-Fans auf ihre Kosten kämen, so widmete sich der erste Gastvortrag dennoch dem Thema der Hilfsmittelversorgung im GKV-System, das den Verband schon seit Längerem intensiv beschäftigt. Andreas Brandhorst, Referatsleiter des Bundesgesundheitsministeriums und zuständig für die Hilfsmittelversorgung, zeigte auf, wie sich die Rahmenbedingungen für die Hilfsmittelversorgung zu Lasten der Krankenkassen in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert haben. Anschließend skizzierte er die Inhalte des bevorstehenden Gesetzgebungsverfahrens zur Hilfsmittelversorgung. Aufgabe des Gesetzgebers sei es, die verschiedenen Positionen „mehr Wettbewerb“ auf Seite der Krankenkassen und „mehr Bürokratieabbau, weniger Vertragsdschungel“ auf Seite der Leistungserbringer in Einklang zu bringen.
In der anschließenden Diskussion mit den Delegierten nahm Andreas Brandhorst einige ihm bislang unbekannte Aspekte aus der Sehhilfenversorgung auf und versprach, diese entsprechend einzubringen, wo dies möglich sei. ZVA-Präsident Christian Müller ergänzte, dass sich der Verband trotz geringen Umsatzanteils mit den Krankenkassen einsetze, um eine flächendeckende Versorgung mit Sehhilfen zu gewährleisten.
Marktentwicklung: Potenziale nutzen
Thomas Heimbach, ZVA-Vorstandsmitglied und Vorsitzender des AOV NRW, der in diesem Jahr gastgebender Verband der Mitgliederversammlung war, führte in seiner Analyse zur Branchenstruktur aus, dass weiterhin kleinere Betriebe auch aufgrund von fehlender Nachfolge schließen und Filialisten wachsen. Betriebe müssten das Potenzial der Digitalisierung in Hinblick auf den Personaleinsatz und Effizienz bei der Brillenfertigung nutzen. Der Kontaktlinsenmarkt habe sich in den vergangenen Jahren weg vom Augenarzt und hin zu Augenoptikern und Online-Handel verschoben. „Damit der Kontaktlinsenmarkt für uns stationäre Augenoptiker weiterhin attraktiv bleibt, müssen wir unsere Hausaufgaben machen und mehr Dienstleistung in Abgrenzung zum Online-Handel anbieten“, fasste Thomas Heimbach zusammen.
Berufliche Bildung im Fokus
Dr. Volker Born, Abteilungsleiter Berufliche Bildung beim Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH), thematisierte die berufliche Bildung. In der Augenoptik gebe es durch einen hohen Frauen- und Abiturientenanteil zwar eine gegenläufige Entwicklung der Ausbildungszahlen zum Gesamthandwerk, wo diese rückläufig sind. Dennoch dürfe die junge Zielgruppe auch hier nicht aus den Augen verloren werden. Der ZDH engagiert sich mit der Allianz für Aus- und Weiterbildung in den Bereichen Übergang Schule-Beruf, Qualität in der Ausbildung und Erhöhung der Mobilität mit entsprechenden Forderungen an die Bundespolitik. Aus der Imagekampagne des Handwerks entstand das Projekt handwerk-macht-schule.de als Kooperationsangebot verschiedener Handwerksverbände mit digitalen Unterrichtseinheiten zu Handwerksthemen.
Rainer Hankiewicz, Vorsitzender des
Berufsbildungsausschusses, sprach sich dafür aus, sich ebenfalls an
diesem Projekt zu beteiligen und knüpfte mit seiner Vorstellung zur
Novellierung der Meisterprüfungsverordnung und einem Ausblick auf die
weiteren Schritte zur Umsetzung an das Thema Berufsbildung an.
ZVA-Präsident
Christian Müller stellte passend hierzu die Änderungen und Neuerungen
zu den AQRL vor; so wird es ein zusätzliches Kapitel zur
Kinderoptometrie geben und die Spezialisierungsrichtlinien wurden
erneuert.
Dirk Schäfermeyer, ZVA-Abteilungsleiter Berufsbildung,
vervollständigte die Verbandsaktivitäten in diesem Bereich mit den
Empfehlungen zur Optometristen-Fortbildung – etwa jeder fünfte
Augenoptikermeister legt zusätzlich die Prüfung zum Optometristen ab.
Mitarbeiter finden und binden – auch in der Gen Z
Matthias
Kopiske von der Personal- und Managementberatung Kienbaum referierte
unter dem Titel „Fix the Basics“ über die Notwendigkeit, Mitarbeiter
wirkungsvoll zu binden. Nach einem Kienbaum-Modell zu den strategischen
Dimensionen der Arbeitgeberattraktivität könne Mitarbeitergewinnung und
-bindung über fair empfundene Vergütung, sinnvolle und gut kommunizierte
Benefits, Flexibilität bei Arbeitszeit und -ort,
Entwicklungsperspektiven sowie eine positive Unternehmenskultur und
professionelle, wertschätzende Führung gelingen.
Rolf Rehbold,
stellvertretender Direktor des Forschungsinstituts für Berufsbildung im
Handwerk an der Kölner Universität, griff das Thema in Bezug auf die
„Generation Z“ auf, ging Vorurteilen zur Arbeitsmentalität der jüngeren
Generation auf den Grund und stellte heraus, dass sich Betriebe aufgrund
von Fachkräftemangel, Generationenkonflikt und Ausbildungsabbrüchen
ohne Vorbehalte mit dieser Zielgruppe befassen müssten. Letztendlich
wandele sich der Anspruch an Arbeitsbedingungen insgesamt durch die
Gesellschaft und eine Vielzahl an Möglichkeiten bei der Berufswahl kehre
das Bewerbungsverfahren in vielen Branchen um, sodass eher die
Arbeitgeber um die Arbeitnehmer werben und für eine bedürfnisgerechte
Ausbildung sorgen sollten. Unternehmer könnten attraktiv und sichtbar
für ihre Zielgruppe sein, wenn sie ihre Arbeitgebermarke nach innen und
außen stärkten, die Sichtbarkeit auf verschiedenen Kanälen erhöhten und
ein professionelles Bewerbermanagement etablierten. Zeit für und
Einfühlsamkeit gegenüber den Auszubildenden seien die Währung, um
Funktionen in der Ausbildung zu stärken und den Arbeitgeber zu
Führungskraft, Coach, Effizienz-Steigerer, Feedback-Geber und
Azubi-Werber werden zu lassen.
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