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Blick.2019: „Eine runde Sache“

1 Tag, 7 Referenten, 20 Aussteller, 465 Anmeldungen – Schon die Bilanz in Zahlen des Blick.2019 kann sich sehen lassen.…
25. November 2019

1 Tag, 7 Referenten, 20 Aussteller, 465 Anmeldungen – Schon die Bilanz in Zahlen des Blick.2019 kann sich sehen lassen. Aber auch das Feedback von Besuchern, Ausstellern und Veranstalter fällt durchweg positiv aus.

Am 17. November 2019 fand in Dortmund der 40. Verbandstag des AOV NRW, der Blick.2019, statt. Die Besucherzahl übertraf die Erwartungen, die Stimmung war gut, die Vorträge unterhaltsam und informativ. Auch die Partner der Industrie, die den Verbandstag mit einer Industrieausstellung unterstützten, zeigten sich sehr zufrieden.

[caption id="attachment_33066" align="aligncenter" width="341"] Die Industrieausstellung war in diesem Jahr noch einmal gewachsen[/caption]

Neben den Industriepartnern, die schon lange dem Verbandstag des AOV NRW treu sind, quasi also den „guten alten Bekannten“, waren in diesem Jahr auch sieben neue Aussteller in den Dortmunder Westfalenhallen dabei. Alle, die etablierten und die neuen Aussteller, äußerten sich ausgesprochen positiv. So kann sich der AOV auf die Schulter klopfen für die gute Organisation der Veranstaltung, diese habe Raum für einen gleichwohl fachlichen wie geselligen Austausch geboten. Auch seien die Gespräche durch die Bank sehr angenehm und die gute Stimmung unter den Teilnehmern sei bemerkenswert gewesen, so die Reaktion einiger Aussteller. Positiv überrascht zeigten sich auch besonders die neuen Aussteller über die hohe Besucherzahl der Tagung. Diese war auch im Goldsaal, in dem die Vorträge stattfanden, deutlich zu sehen – die Reihen waren bis zum guten Schluss gut gefüllt!

Das verwundert nicht angesichts der erstklassigen Referenten des Tages: Das Programm bot eine gelungene Mischung aus aktuellen Marketingtrends, branchenrelevanten Krankenkassenthemen und Marktdaten sowie humorigen Vorträgen aus der Forschung. Eine rundum gelungene Veranstaltung, zu der sogar Teilnehmer eine mehrere hundert Kilometer dauernde Anreise in Kauf nahmen. Und das mit dem Fazit „Auch in diesem Jahr hat sich die Anreise wieder hundertprozentig gelohnt!“

„The next big thing“

Als Moderator durch den Tag führte auch in diesem Jahr der Vorsitzende des AOV NRW, Thomas Heimbach, der außerdem aktuelle Branchendaten präsentierte – in jedem Jahr für viele Gäste ein Highlight. Eine wichtige Frage: Lohnt sich die Präqualifizierung? Heimbach zeigte, dass die Kosten für die Präqualifizierung von 1.447 Euro 3,86% des Umsatzes mit Krankenkassen in fünf Jahren entsprechen. Weitere Daten veranschaulichten die Entwicklung des Marktes in Umsatzentwicklung und Stückzahlen. So seien laut ERFALight die Stückzahlen in den vergangenen zehn Jahren um 16,6% zurückgegangen. Der durchschnittliche Brillenoptikumsatz sei in den letzten zehn Jahren um 6,1% gestiegen. Ein weiteres immer wichtigeres Thema ist der Fachkräftemangel. Auch hierauf ging Heimbach ein. Auf eine offene Stelle kommen, so Heimbach mit Bezug auf Daten der Bundesagentur für Arbeit, 0,3 Arbeitslose.

[caption id="attachment_33061" align="aligncenter" width="515"] Thomas Heimbach, Vorsitzender AOV NRW, führte als Moderator durch den Tag[/caption]

Die Key Note des Tages hielt Wolfgang Bosbach, seit 1972 Mitglied in der CDU und 23 Jahre lang Mitglied des Bundestags. Unter der Überschrift „Halbzeit in Berlin – was auf uns zukommt, worauf es jetzt ankommt“ sprach der Politiker über Vergangenes und Zukünftiges, denn „jetzt verändern sich Dinge, die für uns jahrzehntelang selbstverständlich waren.“ Wer denkt, dies sei ein trockener, politischer Vortrag gewesen, der irrt. Politisch ja, trocken keineswegs. „Auch in der Politik gibt es Humor“, so Bosbach. Und wenn dies auch oftmals eher unfreiwillig Komisches ist, so bewies Bosbach den Zuhörern, dass Politik auch durchaus bewusst unterhaltsam sein kann. Sehr humorvoll gestaltete der 67-Jährige so den Einstieg in das Vortragsprogramm des Tages. Dabei appellierte er an die Teilnehmer des Verbandstags, dass ein „bisschen fröhlicher Patriotismus“ durchaus sein dürfe. Immerhin zeichne Deutschland eine nahezu unvergleichliche wirtschaftliche Stärke über viele Jahre und Wirtschaftskrisen hinweg und politische Stabilität aus – wie sich an der geringen Anzahl von nur drei Regierungschefs in den vergangenen 38 Jahren zeige. Außerdem unterstrich Bosbach in Zeiten des Brexit die Bedeutung der EU. Er erinnerte an einen Kerngedanken zur Gründung der Europäischen Union: Aus Feinden und Gegnern sollten Freunde und Verbündetet werden. „Es wäre schade, wenn dieser Gedanke verloren gehen würde.“

[caption id="attachment_33065" align="alignright" width="465"] Ermutigte zu "fröhlichem Patriotismus": Wolfgang Bosbach[/caption]

Auch eine weitere Tatsache wurde von Wolfgang Bosbach sehr unterhaltsam veranschaulicht und führte so auf das Feld der Digitalisierung, womit die Brücke geschlagen war zu den beiden folgenden Vorträgen: 120 Jahre habe es gedauert, bis 1 Mio. Menschen ein Festnetztelefon hatten (einige erinnern sich noch dunkel an diese Zeiten). Wie lange hat es gedauert, bis 1 Mio. Menschen ein Handy hatten? 20 Jahre – das ging also schon deutlich flotter. Die Digitalisierung werde in jeder Branche Veränderungen hervorbringen. Darauf müssen wir uns alle einstellen, auch und besonders der Arbeitsalltag werde sich verändern. Da Deutschland ein rohstoffarmes Land sei, sei Bildung unser höchstes Gut: „Wer nichts im Boden hat, muss was in der Birne haben!“ Lebenslanges Lernen werde notwendig und verändere Bestehendes. Bosbachs „guter Rat“ zum Schluss lautete daher: „Seien Sie nett zu Ihren Auszubildenden, sie könnten als Chefs zurückkommen.“ Passend zu diesem Plädoyer für Bildung und Ausbildung folgte die Ehrung der Prüfungsbesten durch Heimbach und Bosbach. In jedem Jahr werden die besten Absolventen zum Verbandstag des AOV NRW eingeladen und ihre guten Leistungen gewürdigt.

Der nächste Referent war Charles Bahr. Der 17-jährige Gründer von Project Z appellierte: „Ran an die Smartphones“. Zu Beginn erklärte er dem Publikum aber erst einmal was das ist – diese Generation Z. Und was möchten die eigentlich? Die Generation Z umfasst alle im Alter zwischen zehn und 23 Jahren. Da dies eine recht heterogene Gruppe ist – selbst „früher“ war die Interessenlage eines 10-Jährigen eine andere als die eines 20-Jährigen und daran hat sich auch 2019 nichts geändert – wird die Gen Z nochmals in drei Gruppen unterteilt: Kids, Teens und Young Adults/Mini Millennials. Und was möchten sie? Im Bereich Social Media und Marketing Inhalte kreieren und relevanten Content erhalten. Es stellt sich die Frage, was die für diese Generation relevanten Plattformen sind. Hier machte Bahr eine kleine Einschränkung: „Die ersten drei kennt Ihr wahrscheinlich auch in Eurem Alter. Instagram, Snapchat, YouTube“. Ehrlicherweise muss man zugeben, dass Bahr wohl mit seiner Einschätzung recht hatte, denn bei der Nennung der nächsten drei relevanten Plattformen und der Frage, wer diese kennt, blieben sehr viele Hände unten: Twitter, TikTok und Twitch. Bahr erklärte aber nicht nur, welche Plattformen genutzt werden, sondern ging besonders auch darauf ein, wie Content sein muss, damit er für die Gen Z interessant ist. TikTok sei hier das nächste „big thing“. Es gehe nicht um Perfektionismus. Vielmehr sei cooler Content der, der schnell reproduzierbar sei und nicht der, der von riesen Firmen produziert wurde. Außerdem gehe es um Authentizität – perfekte (inszenierte) Instagrambilder funktionieren da nicht. Auf die Frage, wie sich Arbeitgeber gegenüber der Gen Z darstellen sollten, lautete die simple Antwort daher: Ehrlich.

Drei Key Learnings konnten am Ende festgehalten werden: Unternehmen müssen in ihre Marke investieren. Des Weiteren seien die Berufsbilder der Zukunft heute möglicherweise noch gar nicht klar. Marken müssten diese aber erkennen, verstehen und damit arbeiten. Außerdem lebe Social Media von Erlebnissen. „Auf Euren Corporate Accounts könnt Ihr selbst erlebte und cool aufbereitete Stories erzählen, die zu Eurer Marke passen.“

Mit dem nächsten Vortrag blieb es im Social Media-Raum. Johannes Marcus Schäfer, nexum AG, erklärte, wie Unternehmen Social Media für sich nutzen können. Ein paar Zahlen veranschaulichten zu Beginn des Vortrags die Relevanz der sozialen Medien und des Internets: Hierzulande gibt es 32. Mio. Facebook- und 58. Mio. WhatsApp-Nutzer. Und Online ist nicht mehr wegzudenken. Ein Beispiel: Am 11. November dieses Jahrs freuten sich in Deutschland die Jecken über den Beginn der Karnevalszeit. Auch der Onlineriese Alibaba freute sich – über unglaubliche Umsätze am „World‘s biggest global shopping festival“. Über 30 Mrd. US Dollar Umsatz, und das in 16,5 Stunden, machte der chinesische Händler. Die erste Milliarde wurde in einem Zeitraum von – bitte hinsetzen – einer Minute generiert. Über 90% der Einkäufe wurden dabei über mobile Geräte getätigt.

Ein Zwischenfazit Schäfers lautete: „Erreichen Sie die Menschen dort, wo sie am meisten interagieren.“ Und da eine Person im Schnitt drei Stunden pro Tag mit dem Handy verbringe und bis zu 80 Mal pro Tag darauf schaue, sei klar, welche Medien genutzt werden sollten. Dabei sei erfolgreiche und relevante Kommunikation im Social Web planbar. Die Relevanz der Werbung, die auf Mobilgeräten angezeigt wird, sei entscheidend. So erwarten 80% der Teenager und Millennials von Mobile Ads, dass sie auf ihren Standort und ihre Interessen ausgelegt sind. Da Facebook und Instagram in Deutschland einen hohen Stellenwert haben, mache es Sinn, diese Kanäle zu nutzen. Bleibt nur die Frage, wie? Regelmäßig Instagram Stories posten, sei ein wichtiger Punkt. Denn über Stories verkauft man besser. Die Kommunikation sollte dabei nicht zu textlastig sein – stattdessen lieber kurz oder gern auch mit einem Bild oder Video. Nicht zu vergessen sei zudem die eigene Website. Diese sei quasi der erste Anlaufpunkt. Eine gute Idee sei es, ein Termin-Formular anzubieten.

Brillen – die neuen Chefarztkrawatten?

Nach der nach so vielen Informationen wohlverdienten Mittagspause ging es mit einem „kulturellen“ Thema der anderen Art weiter: Prof. Dr. rer. nat. Markus Egert von der Universität Furtwangen referierte schwung- und humorvoll über Bakterien auf Brillen und stellte die Frage: „Sind Brillen die neuen Chefarztkrawatten?“. Eines vorweg: Auf Brillen herrscht reges Treiben – aber in katholischem Weihwasser auch. Glücklicherweise sind Smartphones aber recht sauber, eine beruhigende Nachricht vor dem Hintergrund der vorangegangenen Vorträge. Brillenteile, die viel Hautkontakt haben, sind dichter besiedelt als die Gläser. Die bakterielle Brillenflora werde dabei dominiert von typischen Haut- und Schleimhautbakterien des Menschen. Egert nutzt die Erkenntnisse seiner Untersuchungen, um Hygieneempfehlungen zu entwickeln, antimikrobielle Reinigungsmaßnahmen zu bewerten und um antimikrobielle Beschichtungen zu testen. Egert stellte fest, dass die feuchte Reinigung deutlich effektiver sei als die trockene. Unerheblich dabei sei allerdings der Zusatz von Alkohol. Im Arbeitsalltag solle der Augenoptiker auf seine Handhygiene und eine regelmäßige Reinigung des Ultraschall-Bads achten.

Im Anschluss an Prof. Egert gab Dr. Jan Wetzel, Geschäftsführer des ZVA, ein Update zu branchenrelevanten Krankenkassenthemen rund um HHVG und Medizinprodukteverordnung. „Heil- und Hilfsmittelversorgungsgesetz“, „Terminservice- und Versorgungsgesetz“ und „Medizinprodukte-Anpassungsgesetz-EU“ seien nicht nur komplizierte Begriffe, sondern hätten Einfluss auf die Augenoptik. Wetzel versuchte hier ein wenig Ordnung ins Chaos zu bringen.

Nach der Kaffeepause – mit Jubiläumskuchen – ging es in die letzte Vortragsrunde des Tages. Die Anmoderation dieser beiden Fachvorträge übernahm Christian Müller, stellvertretender Vorsitzender des AOV NRW. Stefan Kinder, Produktmanager TOPCON Deutschland Medical GmbH, verband die Bereiche Telemedizin und Künstliche Intelligenz. Telemedizin ermögliche es trotz räumlicher Trennung eine gewisse medizinische Versorgung anzubieten. Besonders in Skandinavien sei die Telemedizin gut etabliert. Aber auch in Deutschland, mit einer anderen Infrastruktur als im hohen Norden, könne die Telemedizin in ländlichen Gebieten ein Bestandteil der medizinischen Versorgung werden. Dabei komme Telemedizin ohne Künstliche Intelligenz nicht aus. Schon heute sei die KI auf einem sehr hohen Entwicklungsstand.

In diesem Zusammenhang stellte Kinder ein neues optometrisches Screeningsystem vor. Neben den zahlreichen Vorteilen, die dieses System bietet, war besonders auch folgendes Fazit sehr wichtig und knüpfte an Wolfgang Bosbachs Apell des Vormittags an: „Geräte können Vieles liefern, aber die Ausbildung ist entscheidend.“

Mit dem Thema Künstliche Intelligenz ging es auch im letzten Vortrag des Tages weiter. Dr. Andreas Berke, Leiter der Höheren Fachschule für Augenoptik in Köln, stellte die Frage, ob angesichts der immer besser werdenden Technologie der Augenoptiker bald überflüssig werde. Die Künstliche Intelligenz werde ohne Zweifel auch in der Augenoptik Einzug halten. Die Auswahl der optimalen Brillenfassung mittels KI sei bereits möglich. Außerdem übertreffe die Künstliche Intelligenz heute schon auf einigen Tätigkeitsfeldern die Fähigkeiten von Spezialisten mit langjähriger Berufserfahrung. So werde KI heute bereits zur Bildbeurteilung in Screenings eingesetzt und erkenne eine Diabetische Retinopathie zu 91%, während ein menschlicher Experte "nur" eine Quote von 87% habe. Laut Berke sei alles, was durch einen Algorithmus darstellbar ist, automatisierbar – auch in der Augenoptik. Der persönliche Kontakt zwischen Augenoptiker und Kunde bleibe aber weiter erforderlich und auch die Anpassung von Gleitsichtbrillen, die Prüfung des Binokularsehens und komplizierte Refraktionsfälle seien nicht durch Algorithmen leistbar. Der Augenoptiker muss also keine Angst haben, von der KI überholt - oder sogar ersetzt - zu werden.

[caption id="attachment_33068" align="aligncenter" width="437"] Der Blick.2020 findet am 15. November 2020 statt.[/caption]

Auf Wiedersehen im nächsten Jahr

Nach diesem interessanten und abwechslungsreichen Programm konnte der Tag bei Currywurst und Bier ausklingen. Und wer dies bis dahin noch nicht getan hatte, konnte noch einmal in Kindheitserinnerungen schwelgen und sich an der Candybar – einem weiteren Highlight dieses 40. Verbandstags – eine gemischte Tüte voller Leckereien holen! Auch das Resümee von Thomas Heimbach fiel zufrieden aus: „Es war eine gelungene Veranstaltung mit tollen Referenten, Ausstellern und Gästen! Der kollegiale Zusammenhalt war deutlich zu spüren und die Stimmung sehr gut. Alles in allem eine runde Sache. Wir freuen uns schon auf das nächste Jahr!“

Mehr zu den einzelnen Themen des Blick.2019 lesen Sie in Kürze auf www.optikernetz.de.

Quelle: optikernetz.de; Bilder: AOV NRW/Fotogen NRW

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