Ohne Augenoptiker/Optometristen ist eine qualitativ hochwertige primäre Versorgung im Bereich des Sehens in Deutschland nicht gewährleistet.
Die vor kurzem in Berlin vorgestellte internationale Studie von Professor Dr. Jürgen Wasem (Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen) belegt mit ihrem Ergebnis ein wichtiges Thema für die primäre Augenversorgung („Primary Eye Care“) in Deutschland: Qualitativ unterscheidet sich die primäre Versorgung von Augenoptikern/Optometristen nicht von der Untersuchung eines Augenarztes. Jedoch wäre die Versorgung in Deutschland wesentlich schlechter, dürften Augenoptiker keine Augenglasbestimmung durchführen und sich nicht auf dem Gebiet der „Primary Eye Care“ fortbilden. Der Europäische Rat für Optometrie und Optik (ECOO) hatte die Untersuchung der verschiedenen Versorgungs-Modelle mit und ohne Beteiligung von Augenärzten in Auftrag gegeben. Als Vergleichsländer dienten wegen ihrer ähnlichen Bevölkerungszahl und Wirtschaftskraft England, Frankreich und Deutschland. In allen diesen Ländern ist eine qualitativ hochwertige Versorgung gewährleistet. Während in Frankreich aber hauptsächlich Augenärzte die erste Anlaufstelle bei Sehproblemen sein dürfen, ist in England ein reines Optometristen-Modell für die absolut gleichwertige Versorgung verantwortlich. In Deutschland verordnen die Augenoptiker etwa 73 Prozent ihrer gefertigten Brillen und nehmen 67 Prozent der erstmaligen Kontaktlinsenanpassungen vor. Eine qualitativ vergleichbare Versorgung wäre in Deutschland ohne Augenoptiker/Optometristen nicht gewährleistet. Um für die Zukunft und den demographischen Wandel mit zunehmenden altersbedingten Augenerkrankungen gut aufgestellt zu sein, sind Fortbildungen und Zusatz-Qualifizierungen bei den Augenoptikern weiterhin nötig. Bestmöglich ausgebildet können sie als erster Ansprechpartner für den Fehlsichtigen heute und in Zukunft die Zunahme von Korrektionsfehlern und Augenkrankheiten versorgen, unabhängig von einem eventuellen Augenarztmangel. Dazu sollte die Politik gesetzliche Rahmenbedingungen schaffen.