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Ohrenfrei – Masken (nicht nur) für Brillen- und Hörgeräteträger

Abstand halten, Maske tragen – seit Anfang des Jahres begleiten uns diese Dinge täglich. Mittlerweile haben wir uns ziemlich…
18. September 2020

Abstand halten, Maske tragen – seit Anfang des Jahres begleiten uns diese Dinge täglich. Mittlerweile haben wir uns ziemlich daran gewöhnt, aber mit der neuen „Maskenmode“ kamen neue „Probleme“. Viele Brillenträger*innen ärgern sich über beschlagene Brillengläser. Darüber hinaus ist da einfach ziemlich viel los hinter unseren Ohren: Maskengummi, Brillenbügel, manchmal auch ein Hörgerät – wehe dem, der dann auch noch auf die Idee kommt, einen Haarreifen zu tragen. Aber Spaß beiseite. Tatsächlich empfinden viele es als störend und umständlich, dass nun zu Hörgerät und Brille auch noch die Maskenbänder kommen. Daniela Kleinjung hat sich hier etwas einfallen lassen. Im Interview erzählt sie von ihren Brillen-freundlichen Mund-Nase-Masken.

Optikernetz: Sie stellen Mund-Nase-Masken her, die besonders auch für Träger*innen von Brillen und Hörgeräten ideal sind. Wie muss ich mir das vorstellen, warum sind Ihre Masken besonders geeignet für diesen Personenkreis?

Kleinjung: Meine Maske hat einen besonderen Schnitt. Sie lässt sich mit kleinen Ösen am Brillenbügel anhängen. Sie sitzt perfekt an der Nase an und gibt mir über‘s Kinn die Luft zum Atmen. Die Luftzirkulation erfolgt also nach unten. Dadurch wird das Beschlagen der Gläser verhindert.

Optikernetz: Das ist super. Als Brillenträgerin weiß ich aus eigener Erfahrung, wie nervig es ist, wenn man ständig im Nebel steht.

Kleinjung: Ja genau, darum habe ich mich auf die Suche nach dem perfekten Schnitt gemacht. Ich habe verschiedenste Formen ausprobiert und darin wild rumgepustet, bis ich den Schnitt gefunden habe, der das lästige Beschlagen wesentlich reduziert.

Optikernetz: Gehen wir noch mal zum Anfang zurück. Wie kamen Sie überhaupt auf die Idee, diese Masken herzustellen?

Kleinjung: Anfangs gingen mir die Bilder der gestressten Krankenpfleger*innen mit ihren von schlechten Masken geröteteten Gesichtern nicht aus dem Kopf. Auch als man anfing, auf der Straße Maske zu tragen, dachte ich: „Oh mein Gott, alles nur hässlich. Ich mache für uns mal was Schönes“. Und über Nacht kam dann die Eingebung. Warum nicht nutzen, was eh schon am Ohr ist. Warum nicht einfach eine Maske an die Brillenbügel hängen? Das schont zudem die Frisur und erspart wildes, ziependes Geknote hinter dem Kopf.

Ich konnte es kaum abwarten und hab' direkt am nächsten Morgen mit Stoffresten herumexperimentiert – und Bingo: es funktionierte. Von dem Moment an war ich für die Idee Feuer und Flamme und habe sie direkt Gebrauchsmuster schützen lassen. Den Schnitt im Detail habe ich dann über die Zeit immer mehr und mehr perfektioniert. Zu Anfang wollten alle Leute noch Filter einlegen. Also habe ich zuerst eine schicke, doppellagige, filtertaugliche Maske entworfen, die sich  mit Tunnelzug individuell anpassen lässt. Letztendlich hat man dann aber doch keine Filter eingelegt, im Gegenteil: im Sommer wurde einfach alles zu warm, selbst leichte Stoffe. Also habe ich um eine Lage reduziert und gleichzeitig die Bänder verlängert, so dass ich praktischer Weise die Maske auch als Brillenkette nutzen kann. So kann man sie bei Nicht-Gebrauch einfach hängen lassen.

Mein Schwiegervater ist Hörgerteträger und war total dankbar für die Idee. Genauso mein Onkel, der hatte nämlich mit seiner Hinter-Ohr-Maske schon ein Hörgerät verloren. Bisher waren eigentlich alle von der Maske angetan – auch diejenigen, die keine Brille tragen.

Ich selbst bin zum Beispiel nur Lesebrillenträgerin, kann also Masken auch ohne Brille benutzen. Und Dinge, die nur für eine Sache gut sind, nerven mich eh. Darum musste die Maske mulitifunktionell werden - geeignet für Brillen- wie für Nicht-Brillenträger und-trägerinnen. Gesagt, getan.

Im letzten Monat habe ich dann nochmal nachgelegt. Mein neuester Coup ist ein „Brillenadapter“- den habe ich mir natürlich auch direkt schützen lassen. Er ist wie eine Minigürtel für den Bügel. An seinem Haken kann ich die Maske einfach von außen anhängen. So müssen Dauerbrillenträger*innen die Brille beim An- und Ablegen der Maske nicht mehr absetzen.

Optikernetz: Von Hause sind Sie Lehrerin. Hinter Ihnen steht keine große Firma oder ähnliches. Wie kommt man also von der Idee zum Produkt?

Kleinjung: Ich hatte schon öfter Ideen, die ich intensiv ausgetüftelt habe. Das waren Ideen aus ganz unterschiedlichen Bereichen, die ich aus verschiedenen Gründen nicht alle zur Marktreife gebracht habe. Da war z.B. eine wandelbare Lederhandtasche – in der Entwicklung letztlich viel zu teuer – oder meine für Krankenhauspatienten patentierte Braunülen-Schutzkapsel - zu dieser laufen aktuell Umfragen in Krankenhäusern. Aus allem habe ich gelernt, dass es auf das Wesentliche ankommt. Es muss einfach, kurz und knackig sein, quasi nach Bauhaus-Prinzip: reduzieren, reduzieren, reduzieren, um am Ende die Essenz herausfiltern. Ich denke, das ist mir hier ganz gut gelungen.

Optikernetz: Und wie lange hat der ganze Prozess gedauert?

Kleinjung: Das Ganze hat schon länger gedauert als ich gedacht habe, aber ich bin halt Perfektionistin. Ich stehe auf German Engineering. Ich wollte das perfekte Schnittmuster, habe über Tage Zeitungs-Schnittmuster gebastelt, immer besser angepasst, in das Papier gehustet und geprustet und Beschlagungstests gemacht. Dann wurde genäht, verworfen, geändert und wieder in die Ecke geschmissen, ein Auf und Ab seit März, bis ich endlich den Schnitt hatte! Das hat mich schon stolz gemacht. Aus dem täglichen Gebrauch heraus kam mir dann ja noch die Idee mit dem Adapter. Der Prototyp wird gerade hergestellt. Jetzt schaue ich mal, wie es weitergeht.

Optikernetz: Das heißt, der Entwicklungsprozess ist jetzt erst einmal abgeschlossen und jetzt geht es eigentlich richtig los mit der Vermarkung?

Kleinjung: Ja genau. Ich stehe gerade in Kontakt mit einer tollen Firma in Portugal. Mal sehen, was sich daraus ergibt.

Ich hoffe natürlich, dass das Ganze noch weitergeht. Also nicht die Pandemie! Ich meine das Tragen von Masken. Aber da bin ich ganz zuversichtlich. Wir haben einige Zeit in China gewohnt. Da ist Masketragen zum Schutz für andere und sich selbst selbstverständlich. Hier waren ja alle erst sehr skeptisch, was bestimmt auch am anfänglichen Maskennotstand und Fehlinformationen lag. Aber ich glaube, wenn sich die Leute erst einmal an den Anblick der Masken gewöhnt haben, wird sich das auch hierzulande mehr etablieren, z.B. wenn größere Grippewellen kommen. Der Masken- Hype ist zwar jetzt erst einmal vorbei, aber ich denke, solide Sachen und gute Ideen haben Bestand.

Optikernetz: Das heißt, sie planen die Produktion auszuweiten?

Kleinjung: Ja. Also bisher habe ich die Masken selbst entwickelt, genäht und verkauft, aber jetzt wäre ich froh über Partner und versuche da Kontakte zu knüpfen und ggf. Lizenzen zu vergeben.

Optikernetz: Wenn ich jetzt schon eine Maske haben möchte, wer kann die wo bekommen?

Kleinjung: Im Moment verkaufe ich die Masken privat und über Etsy*. Da kann man sie über meine Marke „Madiutec“ finden. Bisher nähe ich selbst in kleinen Stückzahlen auf Anfrage. Für Großbestellungen bin ich spontan noch nicht gewappnet, bin aber dran.

Optikernetz: Das ist ein spannendes Projekt. Wir wünschen Ihnen für die Zukunft alles Gute und viel Erfolg!

Kontakt: Daniela Kleinjung; info@madiutec.com; Instagram: madiutec

*www.etsy.com

Quelle: optikernetz.de; Bilder: Madiutec/Kleinjung

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