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Die Refraktion per Lichtfeld-Display - Die VDCO begrüßt den technischen Fortschritt und betont gleichzeitig die Wichtigkeit fundierter fachlicher Expertise

Die Refraktion mit einem Lichtfeld-Display könnte eine völlig neue Art der Bestimmung refraktiver Werte ermöglichen.

5. März 2025
Die Refraktion per Lichtfeld-Display - Die VDCO begrüßt den technischen Fortschritt und betont gleichzeitig die Wichtigkeit fundierter fachlicher Expertise
Die Refraktion per Lichtfeld-Display - Die VDCO begrüßt den technischen Fortschritt und betont gleichzeitig die Wichtigkeit fundierter fachlicher Expertise

Was einst mit Messgläsern und Messbrille begann, entwickelte sich in den vergangenen 50 Jahren rasant weiter. Die ersten Autorefraktometer kamen aus Japan (Nidek, Canon, Topcon) und Deutschland (Zeiss), später auch aus den USA (Reichert). Die Geräte wurden in den 1970er und 1980er Jahren entwickelt und kamen ab den 1990er Jahren weltweit in Augenoptikgeschäften und Augenarztpraxen zum Einsatz. Wie auch bei Technologien anderer Branchen wurden die Geräte kompakter, schneller und genauer. Die VDCO begrüßt den Zuwachs moderner Technologien und deren Vielfalt.

„Diese Entwicklung eröffnet unseren Mitgliedern die Möglichkeit, sich als hochqualifizierte Experten zu positionieren. Durch eine weitere Optimierung des Refraktionsprozesses können sie sich verstärkt auf die zusätzlichen optometrischen Aspekte ihrer praktischen Tätigkeit konzentrieren und ihre fachliche Expertise noch gezielter einsetzen.“ Stephan Hirschfeld, Vorsitzender der VDCO (e.V.).

Heute sehen wir uns mit der Lichtfeld-Technologie konfrontiert, die bereits in verschiedenen Bereichen auch außerhalb der Medizin, wie 3D-Fernseher, Virtual Reality oder Fahrassistenzsystemen, Anwendung findet.

Das Schweizer Start-up-Unternehmen CREAL hat eine Lichtfeld-Display-Technologie entwickelt, die ein natürliches visuelles Erlebnis ermöglicht. Diese Technologie findet als Prototyp bereits in der subjektiven Refraktion Anwendung und könnte sich hier in Zukunft etablieren.

Lichtfeld-Displays erzeugen echte 3D-Bilder, die man ohne 3D-Brille sehen kann. Sie projizieren Licht so, dass das Gehirn es wie von einem echten Objekt kommend interpretiert. Unsere Augen nehmen die Welt aus leicht unterschiedlichen Blickwinkeln wahr, und im visuellen Kortex setzen sich die Bilder zu einem räumlichen Eindruck zusammen. Genau dieses Prinzip nutzt ein Lichtfeld-Display. Es besteht aus vielen kleinen Linsen, die das Licht in verschiedene Richtungen lenken, und speziellen Pixeln, die jedem Auge eine leicht andere Perspektive zeigen. Das Gehirn setzt diese Informationen automatisch zusammen, sodass das Bild dreidimensional erscheint – ganz so, als wäre es real.

Klassische 3D-Technologien nutzen Polarisationsfilter oder Shutter-Technik, die das linke und rechte Auge mit unterschiedlichen Bildern versorgen. Diese Methoden erfordern oft eine spezielle Brille. Lichtfeld-Technologie projiziert Lichtstrahlen so, dass die Informationen für die Tiefenwahrnehmung natürlich ins Auge gelangen.

Dadurch, dass in verschiedenen Richtungen gleichzeitig unterschiedliche Informationen darstellbar sind, eröffnet die Technologie somit neue Möglichkeiten. Sie bietet realistische Tiefenwahrnehmung und individuelle Fokusmöglichkeiten.

Die Refraktion mit einem Lichtfeld-Display könnte eine völlig neue Art der Bestimmung refraktiver Werte ermöglichen, bei der keine klassischen Messbrillen oder Phoropter mehr notwendig sind. Statt einzelne Linsen physisch vor das Auge zu setzen, simuliert das Display verschiedene Sehstärken direkt vor den Augen des Patienten. Während der Patient durch das Lichtfeld-Display schaut, passt sich die angezeigte Korrektion dynamisch an. Dabei können in einer realistischen Umgebung unterschiedliche Sehstärken erlebt werden, etwa durch die Betrachtung von Bildern oder Texten in verschiedenen Entfernungen. Der große Vorteil dieser Technologie liegt in der natürlichen Seherfahrung. Anders als bei herkömmlichen Methoden, bei denen sich der Patient zwischen zwei Bildern entscheiden muss, berechnet das System die optimale Sehstärke nahezu in Echtzeit. Eine Künstliche Intelligenz (KI) könnte die feinsten Unterschiede in der Sehschärfe erkennen und automatisch die Einstellung ermitteln, bei der die Sicht am klarsten oder am besten erscheint. Auf diese Weise wäre der Prozess der Brillenglasbestimmung erheblich vereinfacht und verbessert. Die Technologie würde nicht nur die Messung beschleunigen, sondern auch dazu beitragen, dass das endgültige Ergebnis genauer und besser auf den individuellen Seheindruck abgestimmt ist. Die Refraktion mit Lichtfeld-Displays könnte somit eine komfortablere und präzisere Alternative zu den heutigen Methoden darstellen und zugleich Farb- und Kontrastsehteste integrieren.

Aus fachlicher Perspektive erfordert diese Thematik eine differenzierte Betrachtung. Eine refraktive Untersuchung offenbart häufig weit mehr als die bloßen dioptrischen Werte zur Sehstärkenkorrektion. Die sachkundige Beurteilung und Interpretation kann sich keinesfalls ausschließlich auf die refraktiven Werte stützen. Bei einem höheren Astigmatismus oder bei Fällen von Ametropien im Kindesalter kann es schon komplexer werden. So spielt die Interaktion zwischen Konvergenz und Akkommodation eine entscheidende Rolle. Im Kontext der Myopie ist die Augenlänge von zentraler Bedeutung, während bei einem signifikanten Astigmatismus unter anderem Hornhauttopographie und Augenlinse in den Fokus rücken. Diese drei Szenarien repräsentieren nur einen kleinen Teil der vielfältigen, täglichen Fälle, die die umfassende Expertise eines qualifizierten Optometristen erfordern, um Patienten optimal zu versorgen.

Die Komplexität dieser Sachverhalte unterstreicht die Notwendigkeit einer ganzheitlichen optometrischen Betrachtung, die über die reine Erfassung von Messwerten hinausgeht und
eine fundierte klinische Beurteilung sowie ein tiefgreifendes Verständnis der okulären Physiologie voraussetzt.

Die fortschreitende Integration von KI verändert die Rolle der Augenoptiker und Optometristen nachhaltig. Die technologischen Veränderungen bringen sowohl Herausforderungen als auch Chancen: Der Zeitaufwand für die Refraktionsbestimmung sinkt und hier entsteht mehr Raum für qualifizierte Beratung und individuelle Versorgungsmöglichkeiten.
Die Branche erfährt eine progressive Änderung in Richtung eines medizinisch geprägten Berufsbildes, das sich sukzessive über seine rein handwerkliche Tradition hinaus weiterentwickelt. Die VDCO erwartet, dass die Technologie des Lichtfeld-Displays zu einer noch präziseren Refraktion und somit auch zu einer optimierten Versorgung der Patienten führen kann. Gleichzeitig kann dieser Fortschritt helfen, das volle Potenzial moderner Glasfertigungstechniken auszuschöpfen und die Patientenversorgung noch weiter zu verbessern.

Wir befinden uns mitten in einer Zeit, in der wir durch den gezielten Einsatz modernster Technologien in Kombination mit hoher fachlicher Kompetenz unseren Patienten einen substanziellen Mehrwert bieten können.

„Diese Entwicklung erfordert jedoch eine fundierte fachliche Ausbildung und entsprechende Abschlüsse sowie eine konsequente Weiterbildung. Nur durch stetiges Lernen und regelmäßige Aktualisierung des Fachwissens können Augenoptiker und Optometristen mit der rasanten technologischen Entwicklung Schritt halten und die sich wandelnden Anforderungen ihres Berufsbildes erfüllen.“ betont Stephan Hirschfeld, Vorsitzender der VDCO (e.V.).

Quelle: VDCO; Bild: ©CREAL

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