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Analyse von Blickbewegungen: neue Erkenntnisse

Ob Menschen die Augen- oder die Mundpartie in einem Gesicht fixieren, hängt mit ihrem allgemeinen Blickverhalten und nicht mit dem Sozialverhalten zusammen. Das teilte die Justus-Liebig-Universität Gießen in einer Presseinformation mit.

22. Mai 2024

Menschen betrachten Gesichter auf individuelle Weise. Manche neigen dazu, die Augen zu fokussieren, andere die Mitte des Gesichts oder die Mundpartie. Bisher brachten Psychologinnen und Psychologen solche Vorlieben in Zusammenhang mit Aspekten des Sozialverhaltens. So können soziale Angst oder Autismusspektrumsstörungen zur Vermeidung von Blickkontakt führen. So heißt es weiter in der Presseinformation. Nun entdeckten Forschende der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) einen überraschenden Zusammenhang: Die individuelle Art, Gesichter zu betrachten, hängt damit zusammen, wie wir auf Objekte schauen.

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zeichneten Blickbewegungen hunderter Freiwilliger auf, die Bilder alltäglicher Szenen betrachteten. Dies ermöglichte die Analyse von über 1,8 Millionen Blickbewegungen, die auf Gesichter oder unbelebte Objekte fielen. Dabei zeigte sich ein unerwarteter Zusammenhang: Teilnehmende, die dazu neigten, die Augenpartie zu fokussieren, also auf den oberen Teil eines Gesichts zu schauen, richteten ihre Blicke auch höher auf unbelebte Objekte. Wer häufiger in die Augen blickte, schaute also auch auf höhere Bereiche einer Dose Cola oder Leuchtreklame. Bei Menschen, die dazu neigten, die Mundpartie zu fixieren, war es genau umgekehrt.

Maximilian Broda, Erstautor der Studie und Doktorand in der Abteilung für Allgemeine Psychologie der JLU, erklärt: „Unsere Teilnehmenden unterschieden sich zuverlässig in der Eigenschaft höher oder niedriger auf alle möglichen Arten von Objekten zu schauen. Anders als bisher gedacht, galt das nicht nur für Gesichter.“ Sein Doktorvater Prof. Ben de Haas, Ph.D., ergänzt: „Noch wissen wir nicht, warum manche Menschen höhere Bereiche fixieren als andere. Vermutlich stehen im Hintergrund aber ganz grundlegende Mechanismen der individuellen Biologie.“ Aktuell prüfen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zum Beispiel, welche Rolle die visuelle Auflösung in verschiedenen Bereichen der Netzhaut dabei spielt.

Die Ergebnisse der Studie sind im renommierten Fachjournal PNAS erschienen.

Hier die Literaturangabe:

Maximilian Davide Broda and Benjamin de Haas: Individual differences in human gaze behavior generalize from faces to objects. Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) Vol. 121 | No. 12, online veröffentlicht am 12. März 2024
www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2322149121

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen via idw-online.de

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