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Schwindende Motivation für Nachfolger auch in der Augenoptik?

Kürzlich berichteten wir über eine Presseinformation des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Hier wird die mangelnde Motivation, sich im Handwerk selbstständig zu machen beschrieben. Heute werfen wir einen speziellen Blick auf die Augenoptik. Hat auch die Augenoptik wie das Handwerk insgesamt ein Betriebsnachfolgeproblem und wenn, hat dieses vergleichbare Gründe?

30. August 2023
Hat die Augenoptik eine Nachfolgeproblem?
Hat die Augenoptik eine Nachfolgeproblem?

Wir sprachen dazu mit Stefan Herburg und Ingo Kemmer, Unternehmensberater der AOS Unternehmensberatung GmbH, die seit vielen Jahren auf Betriebsübergaben und Neugründungen in der Augenoptik und Hörakustik spezialisiert ist. Beide haben einen sehr guten Einblick in die Branche.

Hat also die Augenoptik auch ein Problem? Stehen den zahlreichen Betrieben, die in naher Zukunft zur Übernahme anstehen, genug Interessenten gegenüber, die diese Betriebe übernehmen möchten? „Leider nein“, sagt Stefan Herburg. Die Umsatzgröße von Betrieben, die nicht mehr veräußerbar sind, steige immer weiter an. Und damit werde sich die Zahl der Betriebe, für die es keine Käufer gibt, auch leider weiter erhöhen. „Auch, wenn es durchaus immer noch eine gute bis sehr gute Nachfrage gibt, kann diese das Angebot nicht decken.“

Zur Nachfolgeproblematik im Handwerk sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) Jörg Dittrich, unlängst, ein großes Problem seien die bürokratischen Hürden im Unternehmeralltag. Trifft das auch auf die Augenoptik zu oder welche Gründe halten hier Nachfolger ab?

Die Experten der AOS sind sich einig: „Das stimmt zu 100 Prozent und die Bürokratie in der Augenoptik ist sicherlich auch noch mal höher als in anderen Handwerksbereichen.“ Stimmt, denkt man nur an die Präqualifizierung oder Krankenkassenthemen. „Man könnte sagen, in den letzten zehn Jahren gab es fast kein Jahr, in dem nicht eine neue bürokratische Auflage kam“, so Herburg. Kemmer ergänzt: „Datenschutz, Verpackungsgesetz, Transparenzregister, Kassennachschau, Präqualifizierung, Krankenkassen und vieles andere mehr – das schreckt viele der Leute, die Spaß an einer Übernahme in der Augenoptik hätten, ab.“ Wenn man merke, dass man 20-30 Prozent seiner Arbeitszeit mit organisatorischen und bürokratischen Themen verbringen müsse, dann sei das nicht einladend. Und die nächsten Themen stehen in den Startlöchern.

Gerade für kleinere Unternehmen sei das ein Problem, denn diese hätten nicht die Möglichkeit wie ein größerer Betrieb, für die verschiedenen neuen Aufgaben jeweils verantwortliche Personen einzustellen. Und die Alternative, Externe zu beauftragen, führe zu neuen Kosten.

Trotzdem, da sind sich die Experten einig, müsse man vor der Verwaltung im Betrieb eigentlich keine Angst haben. Gerade, wenn man ein Geschäft übernimmt, habe man die Chance gerade zu Beginn die Themengebiete so zu organisieren, dass man es mit vertretbarem Aufwand erledigen könne, sagt Ingo Kemmer. Hier zahle sich dann auch ein guter Berater an der Seite aus.

Bei der Nachfolge- oder Gründermotivation ginge es aber auch um private Überlegungen. Und so ist für den einen eine angestellte Tätigkeit passender, für den nächsten die Selbständigkeit.

Der gesamtgesellschaftliche Trend gehe dahin, freizeitorientierter zu leben. Mit einer Selbständigkeit bei einem Mittelständler sei das schwer zu vereinbaren. „Während immer mehr verstärkt Menschen auf eine 30 Stunden Woche schauen, sind für den Unternehmer mehr als 40 Stunden die Regel. Dies wird dann aber auch üblicherweise mit einem höheren Verdienst und höheren Freiheitsgraden vergütet“, so Stefan Herburg.

Auch ein weiterer Aspekt komme in der Augenoptik zum Tragen und dieser ist charakteristisch für unsere Branche: In der Augenoptik gibt es mittlerweile einen sehr hohen Frauenanteil. Und in Sachen Gründung entscheiden sich Frauen, so die Experten, tendenziell seltener und später in ihrem Leben dazu, einen Betrieb zu übernehmen. Der Grund sei erfahrungsgemäß, dass Frauen trotz des gesellschaftlichen Wandels immer noch einen Großteil der Haus- und Erziehungsarbeit tragen.

Stellt sich die Frage, ob dieses vermeintliche Ungleichgewicht zwischen Übergabewilligen und Interessenten sich überhaupt wieder einpendeln kann und was es in der Augenoptik braucht, um Nachfolger zu motivieren.

„Das wird sich so schnell nicht wieder einpendeln. Wenn man sich für die Branche etwas wünschen dürfe, wäre es, dass viele jungen Menschen Spaß an der Augenoptik haben und dass viele Betriebe attraktive Ausbildungsplätze anbieten . Dann bestehen mittelfristig auch gute Chancen, dass sich der Arbeitsmarkt in der Augenoptik entspannt und, dass auch wieder mehr junge Menschen Spaß an Selbständigkeit haben“, so Herburg.

Der Berufsnachwuchs hat weiter sehr gute Zukunftsaussichten – ob als Angestellter oder als Selbstständiger. Und allen, die über den Schritt in die Selbstständigkeit nachdenken, sagen die AOS Experten: Trotz der gestiegenen Zinsen und momentanen herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Augenoptik hat Zukunft und Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, sich selbstständig zu machen!

Quelle: optikernetz.de

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