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„Mythos Blaulichtschaden“ – das sagt die Industrie Teil 1

Ist blaues Licht schädlich für die Augen? Sind Blaufiltergläser sinnvoll? Laut der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft…
1. Oktober 2021

Ist blaues Licht schädlich für die Augen? Sind Blaufiltergläser sinnvoll? Laut der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft sagen Experten „Nein“ (optikernetz berichtete). In einer Vorabmeldung zum diesjährigen DOG-Kongress titelt die Fachgesellschaft: „Mythos Blaulichtschaden“. Was bedeutet das für die Augenoptik?

„Filter für Smartphones, Computerbrillen für Kinder, Kontaktlinsen für PC-Arbeit: Viele Produkte werben mit dem Schutz vor Blaulicht, das von Bildschirmen und Handydisplays ausgeht. Doch ist blaues Licht wirklich schädlich für unsere Augen, beeinträchtigt es den Schlaf? Nein, sagen Experten der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG)“, so die Einleitung der Meldung. Was bedeutet das für die Augenoptik? Haben Bildschirmbrillen und Blaufilter keine Berechtigung? Müssen sich Augenoptiker nun mal wieder dem Vorwurf der Geldmacherei stellen? Wir möchten die Schlussfolgerungen der von der DOG angeführten Studien, ihre Bedeutung für die Augenoptik näher beleuchten.

Die Meldung der DOG zum Nachlesen: PM-DOG-2021-Mythos-Blaulichtschaden-September-2021

Reaktionen aus Forschung und Industrie

Optikernetz bat Experten aus Forschung und Industrie um eine Einordnung. Nachdem Sie im letzten Teil der Artikelserie die Einschätzung zweier renommierter Vertreter aus Wissenschaft und Lehre sowie Lesermeinungen lesen konnten, folgt heute die Reaktion eines großen Brillenglasherstellers.

Das sagt Brillenglashersteller Visall:

„In den beiden von der DOG benannten Studien geht es interessanterweise vordergründig gar nicht um Netzhautschäden, sondern um Anstrengung durch Bildschirmarbeit sowie um mögliche Schlaf-Störungen. Letztere sind für Brillengläser unseres Erachtens nach nicht relevant. Für den Tag-Nacht-Rhythmus ist vor allem das blau-türkise Licht zuständig, welches jenseits der 420nm liegt und damit von den uns bekannten Gläsern nicht beeinflusst wird. Ob ein Kunde dagegen Anstrengung am Bildschirm empfindet und somit von den angesprochenen Brillengläsern profitiert, ist individuell sehr verschieden und kann sicher am besten in der persönlichen Beratung durch den Augenoptiker ermittelt werden.

Hinsichtlich der möglichen gesundheitlichen Risiken möchten wir gerne auf die Arbeit der FH Jena im Rahmen des Themenbereiches Bildschirmarbeit verweisen. Hier werden – mit zahlreichen Quellen hinterlegt – verschiedene Einflüsse des Blauen Lichtes behandelt:  https://bildschirmarbeit.org/einfluesse-von-blauem-licht/

Dort heißt es u.a. in der Zusammenfassung:

‚Der [...] hohe Blaulichtanteil mancher Kunstlichtquellen (z.B. Weißlicht-LEDs) könnte hingegen bezüglich [...] einer eventuellen Netzhautschädigung problematisch sein, auch oder gerade weil bei der Lichtexposition einiger künstlicher Lichtquellen, wie einem Display, natürliche Schutzreflexe, wie das Blinzeln, vergessen beziehungsweise unterdrückt werden.‘

Auf der Website werden u.a. in-vitro-Studien an Netzhaut-Zellen zitiert:

‚Die Ergebnisse verschiedener in-vitro-Studien zeigen, dass eine dauerhafte Exposition sichtbaren blauen Lichtes eine schädigende Wirkung auf die Netzhaut hat. (Gendron et al., 2013) (Ito et al., 2013) (Rassaei et al., 2012) (Knels et al., 2011) (Roehlecke et al., 2011).‘

Es ist unbestritten, dass die Lichtintensität im Freien deutlich höher ausfällt als am Bildschirm. Wenn man sich jedoch das Lichtspektrum der LEDs im Vergleich zum Tageslicht ansieht, dann fällt auf, dass der Anteil des blauen Lichts am gesamten Spektrum beim Tageslicht viel geringer ist im Vergleich zur LED. Zudem sind unsere Pupillen draußen aufgrund der Gesamtleuchtdichte kleiner, wir blinzeln häufiger und wir schauen auch nicht direkt in die Lichtquelle - im Gegensatz zu Tablets und Smartphones.

Seit der industriellen Revolution spielt sich das Leben von immer mehr Menschen nur noch in Innenräumen ab. Zugleich werden wir inzwischen rund 30 Jahre älter (oder mehr) als zu Zeiten, als es noch weitestgehend im Freien stattfand. Damals erreichten wir schlichtweg nicht das Alter für Netzhauterkrankungen und heute bekommen wir kaum noch Tageslicht ab (entsprechende Berufe einmal ausgenommen). Aber seit der schrittweisen Verdrängung der Glühbirne und den neuen LED-Displays haben wir uns das blaue Licht ‚ins Haus geholt‘. Und es ist aktuell noch niemand alt genug, der von Kindheit an mit LED-Licht konfrontiert wurde, um hier Langzeitfolgen abschätzen zu können. Es lässt sich also nicht mit letzter Sicherheit sagen, was passiert und wir können uns aktuell nur auf die in-vitro-Studien verlassen. Daher setzen wir auf Aufklärung des Endkunden durch den Augenoptiker und wenn möglich Prävention. Visall hat dafür seit der Entwicklung der neuen Brillenglasmaterialien sein Portfolio konsequent und stetig ausgebaut, um allen Kunden – egal welcher Glastyp, Stärke, Index, Farbe und Einsatzgebiet – die Wahl zu geben.“

Lesen Sie in der kommenden Woche den nächsten Teil der Serie.

Quelle: optikernetz.de

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