Wissenschaftler haben herausgefunden, dass der Musikgenuss am größten ist, wenn man dem Spiel der Musiker auch zusehen kann.
Der Zuschauer im Konzertsaal hört Töne, Harmonien, aber er sieht die Musiker meist nur aus der Ferne. Der Zuschauer vor dem Fernseher oder Laptop kann die Mimik und die Schweißperlen der Musiker sehen. Kann man Musik, der man beim Entstehen zusehen kann, auch besser hören? Wissenschaftler des University College London haben Musikkennern und Laien die Mitschnitte von Wettbewerben gezeigt. Sie legten ihnen reine Tonaufnahmen der Finalisten vor, außerdem Videos mit Ton und solche ohne Ton. Die Wissenschaftler baten um ein Urteil: Welcher Musiker hat den Wettbewerb gewonnen? Die reinen Tonaufnahmen halfen weder Laien, noch Musikkennern weiter. Ihre Auswahl war kaum besser als eine Zufallsverteilung. Bei den Videoaufnahmen mit Ton fielen die Urteile treffender aus. Aber am sichersten erkannten Laien wie Experten, welche Musiker den Wettbewerb gewonnen hatten, wenn sie diese gar nicht spielen hörten – sondern nur sahen. Das Auge hört offenbar entscheidend mit. Die Besucher im Konzertsaal sehen leider meist zu wenig. Deshalb übertragen die Berliner Philharmoniker in dieser Saison 40 ihrer Konzerte live im Internet. Zum Ausprobieren kann man einige Streams kostenlos über die Webseite oder über Apps aufrufen. Die meisten Konzerte sind indes kostenpflichtig. Bis zu 42 Mikrofone und sieben Kameras sind auf die Musiker gerichtet. Die Philharmoniker haben durch die Internetübertragungen neue Zuschauer gewonnen, die Hunderte Kilometer entfernt die Auftritte verfolgen. Als besonders geeignet für die Live-Übertragungen von klassischer Musik haben sich Kinosäle erwiesen. Hier ist die Akustik optimal und das Bild riesig. Die technischen Möglichkeiten können ausgeschöpft werden. Das kommt beim Publikum gut an. Bei einer Übertragung der Berliner Philharmoniker wurden in einem Kino in Dortmund sogar Zugabe-Rufe hörbar – 500 Kilometer entfernt.
Mit den Augen hört man besser
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