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Messgerät Dimetior – Upgrade

2008 erblickte das Messgerät Dimetior das Licht der Welt. Ein Tool, das seither zahlreiche Augenoptikerwerkstätten erobert…
27. Dezember 2021
Dimetior
Dimetior

2008 erblickte das Messgerät Dimetior das Licht der Welt. Ein Tool, das seither zahlreiche Augenoptikerwerkstätten erobert hat. Seit diesem Jahr wird es nun aus Kunststoff hergestellt und nicht mehr wie in letzten Jahren aus Metall. Optikernetz sprach mit Michael Reith, Augenoptikermeister und Erfinder des Dimetior. Zusammen blickten wir zuerst zurück auf die Anfänge und wollten gern wissen, aus welchem Grund er das Gerät entwickelt hat...

Michael Reith hatte 2008 die Idee zum Messgerät Dimetior
Michael Reith hatte 2008 die Idee zum Messgerät Dimetior

Optikernetz: ... Es gab doch mit dem PD-Maßstab, einem Messschieber sowie mit dem Messtool von Essilor schon diverse Möglichkeiten, die Pupillendistanz und die Einschleifhöhe von Brillengläsern zu messen.

Michael Reith: Da haben Sie völlig recht. Allerdings unterliegen diese Geräte immer relativ großen Messfehlern. Nehmen Sie z.B. den Messschieber. Natürlich können Sie mit einem Messschieber sehr genau die jeweiligen Maße erfassen. Auch beim Ablesen der gemessenen Werte kommt es selten zu Fehlern. Allerdings können Sie bei der Messung den Parallaxenfehler nur sehr schlecht ausschließen. Dadurch wird die Messung ungenau und, was eigentlich noch schlimmer ist, nicht reproduzierbar. Wenn die Messung von fünf verschiedenen Personen durchgeführt wird, werden Sie fünf verschiedene Ergebnisse erhalten.

Das ist beim Dimetior nicht so, da er bei der richtigen Nutzung den Parallaxenfehler ausschließt. Und in der Gesellenprüfung ist es sehr wichtig, ein reproduzierbares Ergebnis zu erhalten. Egal, wie viele Personen die Brille nachmessen.


Optikernetz: Das Messverfahren bei dem Messtool von Essilor, dem „Nahteilzentrierer“, unterscheidet sich aber nicht von dem des Dimetior.

Michael Reith: Das stimmt. Aber die Messeinteilung beim Tool von Essilor ist mit 2 Millimetern je Messstich sehr groß. Hier lassen sich die eingearbeitet Zentrierdaten nur auf 2 Millimeter genau messen. Sollen die Einschleifdaten genauer gemessen werden, müssen sie diese Ergebnisse schätzen. Und eine Messung der Einschleifhöhe ist mit diesem Tool gar nicht möglich.

Auch haben wir beim Dimetior extra auf die Zentriernase in der Mitte verzichtet. Wenn Sie eine vorangepasste Brille nachmessen möchten, müssen beim Tool von Essilor ggf. die Seitenstege zur Messung verändert werden, damit Sie eine reproduzierbare Messung erhalten. Dann ist allerdings die Voranpassung der Brille bzw. der Seitenstege nicht mehr vorhanden, was im weiteren Verlauf eher schlecht ist.

Optikernetz: Viele Augenoptiker fertigen sich in der Lehre ein Messbrett nach ähnlichem Muster wie der Dimetior mit einem Millimeterpapier an. Warum sollten diese Kollegen sich für den Dimetior entscheiden. Das Messprinzip ist gleich und eine millimetergenaue Einteilung haben diese Geräte auch.

Michael Reith: Die selbst angefertigten Messbretter sind nach meiner Eischätzung bei den Alternativen zum Dimetior die beste Möglichkeit, die eingeschliffenen Zentrierdaten fertiger Brillen zu überprüfen. Der große Vorteil des Dimetior liegt allerdings in der verwendeten Messfolie. Diese hat eine Messeinteilung von 0,50 Millimeter, welche sich je nach dem gemessenen Wert farblich unterscheidet. Beispielsweise ist es so, dass alle 1er und 6er Werte in Blau und alle 4er und 9er Werte in Rot dargestellt werden. Diese immer wiederkehrenden unterschiedlichen Farben machen das Erfassen der gemessenen Werte sehr leicht und es kommt zu keinen Fehlern beim Ablesen der Werte. Zusätzlich können sie mit der speziell entwickelten Einteilung zur Messung der Verdrehung von Mehrstärken-, Gleitsicht- und degressiven Nahgläsern genau diese auf den Grad genau messen. Diese Möglichkeiten haben Sie bei dem Eigenbau nicht.

Optikernetz: Wo wird denn der Dimetior von den Kollegen bevorzugt eingesetzt.

Michael Reith: Zu allererst wird der Dimetior von fast allen Bildungszentren und Prüfungsausschüssen in ganz Deutschland zur reproduzierbaren Messung und Bewertung der Prüfungsaufgaben eingesetzt. Auch einige vereidigte Sachverständigte nutzen den Dimetior für ihre Arbeit.

Bei den Kollegen in den Geschäften kommt er natürlich in der Werkstatt zur Qualitätssicherung der verarbeiteten Brillen zum Einsatz. Viele Kollegen nutzen das Tool aber auch vorn im Laden, um die am Kunden gemessenen Zentrierdaten noch einmal auf die Stützscheiben der Brillenfassung zu übertragen. Somit ist das Einsatzgebiet des Dimetior sehr vielfältig.

Optikernetz: Jetzt ist es so, dass uns vereinzelt zugetragen wurde, dass die neue Version des Dimetior aus Kunststoff sich ja nicht großartig von einem Eigenbau aus Plattenmaterial unterscheiden würde. Die frühere Version aus Metall wäre viel wertiger gewesen.

Michael Reith: Wir stehen in regem Kontakt zu den Nutzern aus den Bildungszentren und unseren Kollegen in den Geschäften. Hier hat sich gezeigt, dass der Dimetior zwar gern genutzt wird, allerdings hält sich die Pflege in Grenzen. Er sollte eigentlich, wie in der Gebrauchsanweisung beschrieben, in unregelmäßigen Abständen neu eingeölt werden. Er wird aber z.B. für Zwischenmessungen mit an den Schleifstein oder den Automaten genommen und kommt da natürlich mit Wasser in Kontakt. Das führte bei den Vorgängermodellen zu Rostbefall, welcher sich zwar wieder entfernen lies, aber doch unschön war. Und eine Fertigung komplett aus A2 oder A4 rostfreiem Stahl hätte den Preis mindestens verdoppelt.

Zusätzlich war vielen Kollegen der Anlagebügel mit 6 Millimetern nicht hoch genug, so dass sich stärker durchgebogene Brillen nur schlecht nachmessen ließen. Eine Erhöhung des Anlagenbügels, so wie in der neuen Variante aus Kunststoff, hätte das ohnehin schon hohe Gewicht von 600 Gramm noch erhöht.

Wir haben uns daher nach Alternativen für die Metallbasis umgeschaut und sind mit dem jetzt verwendeten hochzähen, schlag- und lösungsmittelfesten Kunststoff zu einer, wie wir glauben, hervorragenden Alternative gekommen. Und die verwendeten Schrauben sind aus nichtrostendem A2-Stahl, können also unter normalen Umständen nicht rosten. Dass kann ein Eigenbau aus Plattenmaterial für Kunststoffbrillen nicht leisten.

Das Messgerät ist zwar jetzt viel leichter, aber der Anlagebügel ist jetzt mit 8 Millimetern Höhe 33 Prozent höher als vorher und das Tool kann nicht mehr rosten. Außerdem bricht es Dir nicht mehr den Fuß, wenn es mal runterfallen sollte.

Optikernetz: Vielen Dank für das Gespräch.

Quelle: optikernetz.de

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