„Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“, den Spruch hat jeder schon mal gehört. Tatsächlich ist es ja so, dass auch Gesellen nicht vom Himmel fallen – höchstens vielleicht mal aus allen Wolken. Aber Spaß beiseite: Auf dem Weg zum Augenoptiker / zur Augenoptikerin gibt es viel zu lernen. Gutes Lehrmaterial ist da das A und O. Frisch erschienen ist die dritte Auflage des Lehrbuchs „Augenoptik in Lernfeldern“ und wir haben die Gelegenheit genutzt mit Jörn Kommnick (OStR, Dipl.-Ing. AO (FH)), Lehrer am Hans-Böckler-Berufskolleg in Münster und Herausgeber und Mitautor des Buches, zu sprechen.
Optikernetz: Herr Kommnick, wann erschien die erste Auflage des Buches und wie kam es überhaupt dazu, dass Sie sich entschlossen haben, ein Lehrbuch für die Augenoptik zu verfassen?
Kommnick: Der für die Berufskollegs verbindliche Rahmenlehrplan von 2011 schreibt einen Unterricht vor, der in sogenannten Lernfeldern zu organisieren ist. Das sind Module, die sich am beruflichen Alltag des Auszubildenden orientieren und kontinuierlich aufeinander aufbauen. Augenoptische Fachliteratur gab es zu diesem Zeitpunkt zwar genug, es fehlte allerdings ein Buch, das lernfeldorientiert aufgebaut und explizit für Berufsschüler konzipiert war. Weil diese Lücke aber geschlossen werden musste, haben wir das Fachbuch „Augenoptik in Lernfeldern“ in enger Zusammenarbeit mit dem Verlag projektiert. Die 1. Auflage ist im Jahr 2013 erschienen, die 2. Auflage kam bereits ein Jahr später auf den Markt.
Optikernetz: Welche Bereiche bzw. Lernfelder umfasst das Buch? Und was ist neu in der jetzt erschienenen dritten Auflage?
Kommnick: Die insgesamt 13 Lernfelder entsprechen den Vorgaben des Rahmenlehrplans:
LF01: Den Betrieb und das Berufsfeld präsentieren
LF02: Einstärken-Brillengläser kontrollieren und einarbeiten
LF03: Sehtestergebnisse erklären
LF04: Zusatzprodukte und Kontaktlinsen-Pflegemittel anbieten und verkaufen
LF05: Brillen instand setzen oder modifizieren
LF06: Kunden mit Sonnenschutzgläsern versorgen
LF07: Sphärisch fehlsichtige Kunden beraten und versorgen
LF08: Astigmatisch fehlsichtige Kunden beraten und versorgen
LF09: Dienstleistungen und Verwaltungsarbeiten durchführen
LF10: Presbyope Kunden beraten und versorgen
LF11: Kunden mit beeinträchtigtem Binokularsehen beraten und versorgen
LF12: Kunden mit Sondergläsern und Schutzbrillen versorgen
LF13: Kunden die Anwendung vergrößernder Sehhilfen erklären
In der 3. Auflage sind die folgenden Themenbereiche überarbeitet und ergänzt worden: Unfallverhütung, Qualitätsmanagement und Zertifizierung, Fassungs- und Brillenglaswerkstoffe, Angebotsvergleich und Bezugspreisermittlung, Grenzabweichungen sowie der Bereich der Sportbrillen. Neu hinzu gekommen sind ein Kapitel zur gezielten Versorgung von Kunden mit Nahkomfortgläsern sowie eine Übersicht zu sehbeeinträchtigenden Krankheiten und okulären Veränderungen bei der Einnahme von Medikamenten.
Optikernetz: Wie sinnvoll ist es aus Ihrer Sicht, ein Standardwerk für die Ausbildung in allen Berufsschulen zu nutzen und wird „Augenoptik in Lernfeldern“ in dieser Hinsicht in allen Berufsschulen in NRW eingesetzt?
Kommnick: Um – ganz im Sinne zukünftiger Arbeitgeber – sicherstellen zu können, dass der Geselle im Augenoptikerhandwerk über ein solides Grundlagenwissen verfügt, ist es nach meinem Dafürhalten auch erforderlich, den Auszubildenden gleiche und aktuelle Inhalte aus identischen Informationsquellen anzubieten. Das korrespondiert im Übrigen auch mit dem Wunsch nach einer zentral abgenommenen Gesellenprüfung. In NRW wird das Buch an allen acht Berufskollegs für die berufliche Erstausbildung und im Berufsförderungswerk Hamm für die Ausbildung von Umschülern verwendet. Laut Aussage des Verlags kommt es inzwischen aber auch bundesweit zum Einsatz.
Optikernetz: Was gefällt Ihnen persönlich am besten an der Augenoptik und was würden Sie jemandem sagen/raten, der überlegt, eine Ausbildung in der Augenoptik zu beginnen?
Kommnick: An der Augenoptik gefällt mir am besten, dass ich meine beiden Berufe prima miteinander verknüpfen und deshalb den Lernzuwachs unserer Auszubildenden wunderbar beobachten kann. Wer eine Ausbildung im Augenoptiker-Handwerk anstrebt, sollte sich auf jeden Fall im Vorfeld genau darüber informieren, welche Voraussetzungen in betrieblicher und (berufs-)schulischer Hinsicht erfüllt sein sollten. Ein ausgiebiges Gespräch mit Ausbildern, Auszubildenden und Berufsschullehrern der Branche kann bei der richtigen Berufswahl helfen. Wer echte Freude am Umgang mit Menschen verspürt, Spaß an handwerklichen Tätigkeiten hat, ein physikalisches und mathematisches Grundverständnis aufbringt und außerdem dazu bereit ist, erworbenes Wissen direkt anzuwenden und kontinuierlich zu erweitern, ist in der Augenoptik mit Sicherheit gut aufgehoben!
Optikernetz: Vielen Dank für das interessante Gespräch.
Übrigens: Das Buch „Augenoptik in Lernfeldern“ kann über die AOS Augenoptiker Service GmbH bezogen werden.
Quelle: optikernetz.de