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Frauenanteil in der Augenoptik. Nachgefragt.

1.552 Betriebsstätten in der Augenoptik werden von weiblichen Inhabern geführt, so die Erkenntnisse des ZDH. Mit einem Anteil…
8. November 2022

1.552 Betriebsstätten in der Augenoptik werden von weiblichen Inhabern geführt, so die Erkenntnisse des ZDH. Mit einem Anteil von 16,7 Prozent habe die Augenoptik damit einen „bemerkenswerten“ Frauenanteil. Wir wollen es genauer wissen und haben die Zahlen hinterfragt.

Unser Ansprechpartner: Die AOS Unternehmensberatung. Seit vielen Jahren sind die Experten der AOS exklusiv in der Augenoptik-/Hörakustikbranche tätig und begleiten hier erfolgreich Betriebsübergaben und –übernahmen sowie Existenzgründungen. Die müssten es also wissen! Zum Interview angetreten: Stefan Herburg, Geschäftsführer AOS Unternehmensberatung GmbH, und Ingo Kemmer, Experte für Existenzgründungen.

Optikernetz: Können Sie die Zahlen des ZDH unterschreiben? Oder wie verhält es sich mit der „Frauenquote“ bei den Inhabern in der Augenoptik?

Herburg: Für uns als Beratungsgesellschaft stellt sich ein insgesamt anderes Bild dar. Wir beraten Unternehmerinnen und Unternehmer in ganz verschiedenen Abschnitten der unternehmerischen Laufbahn. Hauptsächlich haben wir es aber mit zwei Gruppen zu tun: Augenoptiker, die kurz vor dem Ruhestand stehen und ihre Nachfolge planen, und Augenoptiker, die am Beginn ihrer Laufbahn als Selbständige stehen.

Kemmer: Wir haben uns alle Beratungsfälle aus den letzten fünf Jahren angeschaut, in denen die Nachfolge von Existenzgründern angetreten wurde. Hierbei handelt es sich sowohl um betriebs- und familieninterne Nachfolgen, die wir begleiteten, als auch um Vermittlungen, wo ein „fremder Gründer ein Geschäft kauft“. Ausgewertet wurde der Anteil der Frauen auf der Verkäuferseite und auf der Käuferseite. Insgesamt konnten wir in den letzten drei Jahren über 80 Fälle auswerten. Auch, wenn wir nicht den Anspruch erheben, dass dies eine repräsentative Stichprobe ist, sind wir überzeugt, daraus einen Trend ableiten zu können.

Herburg: Bei dieser Untersuchung haben wir uns wirklich nur auf die Geschäfte konzentriert, die von Gründern übernommen worden sind. Alle Verkäufe an „Ketten“ haben wir außen vor gelassen.

Optikernetz: Und was kam dabei heraus?

Herburg: Was unsere bisherige Wahrnehmung anbelangt, waren wir nicht überrascht von den Ergebnissen. Der Anteil der Unternehmerinnen auf der Verkäuferseite beträgt 18,18 Prozent.

Optikernetz: Das ist nahe an den 16,7 Prozent.

Herburg: Richtig. Der Männeranteil bei den Betriebsinhabern ist viel höher. Jetzt aber ist es schon seit einiger Zeit so, dass ca. 70 bis 75 Prozent der Berufseinsteiger Frauen sind. Und die heutigen Berufseinsteiger sind eben die Käufer von Morgen.

Optikernetz: Und wie hoch ist der Anteil der Käuferninnen?

Kemmer: Wir sehen uns darin bestätigt, dass wir es hier mit einem viel höheren Frauenanteil zu tun haben, als es die veröffentlichte Statistik hergibt. Nach unseren Daten erfolgen 43,73 Prozent der Nachfolgen im Rahmen von Existenzgründungen durch Frauen. Wir haben es hier mit einer völlig anderen Generation von Unternehmerinnen und Unternehmern zu tun.

Optikernetz: Worin unterscheidet sich diese von der Generation der Unternehmer, die den Ruhestand ansteuern?

Kemmer: Ein wesentlicher Unterschied, den wir als Berater bemerken, ist, dass Gründer, gleich welchen Geschlechts, den Weg in die Selbständigkeit in einem höheren Alter antreten, als dies früher der Fall war.

Herburg: Es sind verschiedene Umstände, die heutzutage dazu führen, dass eine Selbstständigkeit in unserer Branche oftmals erst mit Anfang/Mitte 30 oder auch noch später angetreten wird: Die Situation am Arbeitsmarkt, die allgemeine Lebensplanung, eine geringere Bereitschaft als früher ins Risiko zu gehen und vieles weitere.

Grundsätzlich gründen Frauen später als Männer, denn trotz des gesellschaftlichen Wandels mit einer geteilten Verantwortung bei den Familienpflichten bleiben am Ende dann doch häufiger und länger die Frauen zu Hause und steigen dann später wieder voll in den Beruf ein. Das klassische inhabergeführte Augenoptikgeschäft mit einigen Mitarbeitern lässt sich aber nur schwer in Teilzeit führen, sodass Frauen häufiger erst später ihren Traum von einer Selbständigkeit realisieren (können).

Optikernetz: Wie wird sich die Frauenquote bei den Selbständigen in der Augenoptik entwickeln?

Kemmer: Aufgrund der von uns beobachteten Entwicklungen definitiv nach oben! Aber es ist noch ein langer Weg, bis sich die jungen Generationen in der Statistik deutlicher bemerkbar machen werden.

Herburg: Wir können auch nur hoffen, dass unabhängig vom Geschlecht junge Augenoptiker den Mut haben, in die Selbständigkeit zu gehen. Schon heute gibt es einen Mangel an Käufern für viele Geschäftstypen. Und die aktuelle Lage verführt nicht gerade dazu, sich jetzt in die Selbständigkeit zu begeben. Ich kann nur an alle appellieren, die diesen Traum haben, trotzdem nicht zu warten! Die Historie zeigt, nach Wolken kommt auch wieder Sonnenschein und eine Selbständigkeit ist auf längere Zeit angelegt. Es gibt genügend gute Geschäfte und historisch gesehen sind die Zinsen für die Finanzierung immer noch günstig. Wir stehen jedem Interessierten gerne für ein Einstiegsgespräch zur Verfügung. Für Verkäufer gilt das natürlich ganz genauso.

Optikernetz: Vielen Dank für das Gespräch.

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