Sie kennen das vielleicht: Sie fragen einen Mitarbeiter, ob er eine Aufgabe übernehmen kann und er antwortet: "Warum gerade ich, ich habe so viel zu tun, das kann doch Kollege X machen, das ist doch überhaupt nicht meine Aufgabe!" Wird sein Einsatz gefordert, stellt er sich tot – genau wie das Opossum. Kommunikationstrainer Helmut Kraft erläutert die fünf Schritte, mit denen die Situation geklärt werden kann.
Warum der Vergleich mit dem Opossum? Das Opossum ist eine Beutelratte, die bis zu 50 cm groß wird. Das Tierchen hat eine sehr elegante Strategie entwickelt, Fressfeinden zu entkommen: Es legt sich flach auf den Boden, hört auf zu atmen und aus ihrem Mund strömt ein starker Verwesungsgeruch. Und wenn kein Aasfresser in der Nähe ist, dann lebt es danach putzmunter weiter, wenn die Gefahr vorbei ist. Manche Mitarbeiter scheinen sich offensichtlich viel von den Opossums abgeschaut zu haben. In den USA gibt es deshalb die Redewendung: ‚playing opossum‘.
Was also tun, wenn Mitarbeiter zwar nicht aufhören zu atmen, aber keine Leistungsbereitschaft zeigen, wenn von Ihnen etwas gefordert wird? Klären Sie die Situation und fordern Sie Commitment ein – in 5 Schritten.
1. Was demotiviert Sie?
Die allermeisten Mitarbeiter machen ihre Arbeit gut, wenn es Ihnen möglich ist.
Und wenn sie das nicht tun, dann sind es häufiger konkrete Bedingungen (nach Herzberg: die "Hygienefaktoren"), die die Eigenmotivation blockieren. Sind es bestimmte Rahmenbedingungen (Abläufe, schleppende Zuarbeit u.a.), die ihn frustrieren, stimmt die Arbeitsatmosphäre (schlechte Kommunikation, Kooperation, Ausgrenzung u.a.) nicht oder hat er andere Probleme. Klären Sie das ab. Ihr Ziel: Sie haben geklärt, ob er nicht kann oder nicht will und mit ihm vereinbart, was wer tut, um die Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
2. Die Erwartung: Was genau soll er tun?
a) Definieren Sie genau, welche Leistung Sie von ihm erwarten (sie muss allerdings innerhalb seiner Aufgabenbeschreibung, Entgeltgruppe, zumutbaren Arbeitszeit und seiner Entscheidungsbefugnisse liegen). Welches Ergebnis erwarten Sie wann und in welcher Qualität?
Erst wenn der Mitarbeiter genau verstanden hat, was Sie von ihm erwarten,
wird geklärt, was er dazu braucht.
b) Die Frage lautet dann: Welche Rahmenbedingungen müssen Sie jetzt Ihrem Mitarbeiter zur Verfügung stellen, damit er Ihre Erwartungen erfüllen kann? Ihr Mitarbeiter (!) macht sich also konkrete Gedanken, was er braucht. Darüber wird dann eine Vereinbarung erzielt.
In der Fortsetzung dieses Artikels präsentiert Helmut Kraft die Schritte verbleibenden 3 bis 5, mit dem der Opossum-Effekt überwunden werden kann.